135 Jahre Samariter Schweiz

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  • Verbindung zum SRK
  • Einsatz in Krisenzeiten
  • Aus- und Weiterbildung
  • Samariterinnen
  • Nachwuchsförderung
  • Kommunikation
  • Das Samariterhaus in Olten
  • Finanzielles

«Engagiert für eine Herzenssache, die Leben rettet.»

Dieser Leitsatz begleitet die Samariterinnen und Samariter bei ihren Einsätzen für die Erste Hilfe. Und dies nicht erst seit gestern, sondern seit stolzen 135 Jahren.

Ein Einblick in die Geschichte der traditionsreichen Organisation:

1883 stellt der Sanitätsfeldweibel Ernst Möckly an der Delegiertenversammlung des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) den Antrag, «Samariterkurse» ins Leben zu rufen. Die Kosten soll das SRK tragen. Das Ziel der Schulungen: Zivilpersonen in Erster Hilfe auszubilden. Möckly orientiert sich dabei am Kieler Professor Dr. Esmarch, der den ersten Samariterverein Europas gründete.

Ernst Möckly

Am 25. Mai 1884 findet in Bern der erste Samariterkurs unter der Leitung des Arztes Robert Vogt und Ernst Möckly statt. Die Kurse finden grossen Anklang in der ganzen Schweiz. In der Folge bilden sich erste Samaritervereine.

1887 schliessen sich auf Initiative von Ernst Möckly alle Samaritervereine zum «Verband Schweizerischer Samaritervereine» zusammen.

1888 wird in Aarau der «Schweizerische Samariterbund» (SSB, heute «Samariter Schweiz») gegründet. Anwesend sind die 5 Vereine Zürich-Aussersihl, Neumünster, Basel, Winterthur und Bern. 10 Jahre später gehören bereits 104 Vereine zum SSB.

Heute

2022 wird der Samariterbund umbenannt in «Samariter Schweiz». Heute engagieren sich rund 17 000 Mitglieder schweizweit in 800 Vereinen. Die Mission bleibt unverändert: «Gemeinsam retten wir Leben und leisten Erste Hilfe.»

Genau wie das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) orientieren sich die Samariterinnen und Samariter an den Idealen von Henry Dunant und stellen die Hilfe für ihre Mitmenschen ins Zentrum. So besteht früh eine Verbindung zwischen den beiden Organisationen. Beide agieren unabhängig, sprechen sich aber bei der Aufgabenverteilung ab. Während sich das SRK auf Einsätze im Kriegsfall konzentriert, stellt Samariter Schweiz die Tätigkeit in Friedenszeiten in den Mittelpunkt.

1895 ernennt Samariter Schweiz Henry Dunant zum Ehrenmitglied. Dunant: «Ich bin tief bewegt und dankbar für die Ernennung zum Ehrenmitglied.»

Henry Dunant 1828–1910
Gründer der Rotkreuzbewegung

1912 wird Samariter Schweiz per Bundesbeschluss als Hilfsorganisation des SRK anerkannt. Der Bundesrat gibt Samariter Schweiz das Recht, das Zeichen des Roten Kreuzes zu führen. Ausnahme bildet die internationale Armbinde, die nur die Armeesanität tragen darf.

Ab 1931 darf Samariter Schweiz langjährige verdiente Mitglieder mit der Henry-Dunant-Medaille auszeichnen.

Heute

1984 wird Samariter Schweiz Korporativmitglied des Schweizerischen Roten Kreuzes. Heute sind wir die grösste Erste-Hilfe-Organisation unter den Rettungsorganisationen des SRK.

Die Weltkriege fordern den Grosseinsatz der Samariterinnen und Samariter in Sanitäts- und Pflegeinstitutionen. Doch auch in gesundheitlichen Krisen leisten Samariterinnen und Samariter in der Geschichte mehrmals solidarisch Hilfe.

Erster Weltkrieg

1914 werden zu Beginn des 1. Weltkrieges Massensamariterkurse durchgeführt.

1915 wird im Bifangschulhaus in Olten eine Etappen-Sanitätsanstalt für 1000 Lagerstellen eingerichtet. Im Römerbad in Zofingen werden Genesende untergebracht.

Etappen-Sanitätsanstalt in Olten

1917 stopfen und stricken die Samariterinnen in Näh- und Strickstuben Socken und Pullover für die Soldaten an der Grenze.

Zweiter Weltkrieg

1940 sind die Militär-Sanitätsanstalten zum Bersten voll. Samariterinnen sorgen dafür, dass den Emigrantinnen und Emigranten die nötige Hilfe gewährt wird.

1941 wird in den Dörfern die «Ortswehr» eingeführt, in der eine Abteilung «Sanität» integriert ist.

1944 sind 51 234 aktive Samariter in 1160 Sektionen tätig. In der Schweiz halten sich 103 162 Militär- und Zivilflüchtlinge auf. Olten ist Einvernahme- und Unterkunftsort für Internierte und Flüchtlinge. Von 1944 bis Kriegsende kommen mehr als 14 500 Flüchtlinge in die Stadt.

1945 setzen sich Samariterinnen und Samariter überall bei der Betreuung der Internierten ein.

Heute

Flüchtende und Kriegsversehrte aus aller Welt suchen auch heute Schutz in der Schweiz. Viele Samariterinnen und Samariter leisten Einsätze in Flüchtlingszentren und Asylunterkünften.

Samariter und Pandemien

1918 setzen sich bei der Bewältigung der «Spanischen Grippe» 250 von 334 damals bestehenden Samariter-Sektionen in der Pflege der Erkrankten ein. 26 Samariterinnen und Samariter erkranken so schwer, dass sie sterben.

2020 öffnet auf dem BEA-Expo-Areal in Bern das erste Corona-Testzentrum der Schweiz. Im Auftrag des Kantons Bern arbeitet das Schweizerische Rote Kreuz innert Kürze das Konzept aus und setzt es um. Der Betrieb im grossen Stil ist aber nur dank dem Einsatz von Freiwilligen möglich. Der Pool an medizinischem Personal besteht in erster Linie aus Samariterinnen und Samaritern sowie aus Angehörigen des Schweizerischen Militär-Sanitäts-Verbandes.

Nicht nur das Leisten von Erster Hilfe ist wichtig für die Samariterinnen und Samariter. Seit den Anfängen steht auch das Weitergeben des Wissens im Fokus der Organisation.

Schon damals wurde das Erste-Hilfe-Wissen in Samariterübungen erlernt und praktiziert

Samariterübung beim Transport mit der Bahre (Archiv SRK)

Samariterübung im Freien (Archivbild SRK)

1891 werden die ersten «Hülfslehrer» ausgebildet.

1894 führt Samariter Schweiz Krankenpflegekurse für die Vereine ein. 1902 folgen Kurse in Säuglingspflege und Hygiene.

1965 lanciert Samariter Schweiz den Nothilfekurs. Zu Beginn stützt sich die Ausbildung noch stark auf die militärische Schulung in Kameradenhilfe. 1977 wird das Absolvieren eines Nothilfekurses für angehende Autolenkerinnen und -lenker zwingend. Dank diesem Obligatorium vervierfachen sich die Teilnehmendenzahlen.

1985 schafft Samariter Schweiz ein Ausbildungsprogramm für Betriebssanitäter. Ab 2003 baut Samariter Schweiz ein Business Center auf, das auf Firmen zugeschnittene Erste-Hilfe-Kurse entwickelt. Ein wichtiges Angebot, passieren doch jährlich rund 280 000 Unfälle in Betrieben.

1986 führt Samariter Schweiz Erste-Hilfe-Kurse für Notfälle bei Kleinkindern ein. Der Kurs ist bis heute sehr gefragt.

Seit 2017 ist Samariter Schweiz ein durch den Interverband für Rettungswesen (IVR) anerkannter Anbieter von Erste-Hilfe-Kursen für Laien.

Heute

Samariter Schweiz schult jährlich rund 100 000 Teilnehmende in Erster Hilfe. Nach wie vor gehören die Nothilfekurse sowie der Kurs Notfälle bei Kleinkindern zu den meistbesuchten Kursangeboten. Doch auch das Angebot von Erste-Hilfe-Kursen für Firmen wächst stetig.

Schon früh gehörten Frauen zu den Mitgliedern von Samaritervereinen. In Bern wurde 1887 gar der erste Frauensamariterverein gegründet. Um 1900 zählten die Vereine bereits mehr Frauen als Männer zu ihren aktiven Mitgliedern.

1928 geben die Samariterinnen an der «Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit» SAFFA in Bern Einblick in ihre Arbeit.

In den 1950er-Jahren wird eine Frauenkommission gegründet. Sie setzt sich unter anderem dafür ein, dass Frauen auf kantonaler wie nationaler Ebene zur Kaderausbildung zugelassen werden.

1966 können erstmals Frauen Instruktorinnen werden.

Samariterverein Neuenburg, Seerettungsübung durch Samariterinnen

Heute

2023 sind rund 70 Prozent der Mitglieder in Samaritervereinen Frauen. Auch im Kurswesen wächst der Frauenanteil konstant: Heute leiten mindestens genauso viele Frauen wie Männer Kurse für Firmen, Privatpersonen sowie Lehrgänge für die eigenen Mitglieder.

Aus der Jugend von heute werden Samariter:innen von Morgen. In diesem Sinn fördert Samariter Schweiz den Nachwuchs in eigenen Samariter-Jugendgruppen.

1968 entstehen die ersten Jugendgruppen von Samariter Schweiz.

1972 wird das erste Ausbildungslager für Jugendleiterinnen und -leiter durchgeführt.

1983 wird in der Geschäftsstelle eine Stelle für die Jugendarbeit eingeführt.

1988 nehmen junge Menschen aus 20 Nationen am Camp-Help in Bülach teil.

2014 führt Samariter Schweiz gemeinsam mit der Rega das Programm «Retten ist Klasse» für Schulklassen ein: Auf niederschwellige Art und Weise lernen Schülerinnen und Schüler ab 12 Jahren, Notfallsituation zu erkennen und darin sicher zu handeln.

Heute

Erste Hilfe hat Zukunft: 2023 engagieren sich rund 2500 junge Mitglieder in 127 Jugendgruppen von Samariter Schweiz. Jährlich nehmen rund 4000 Schülerinnen und Schüler am Programm «Retten ist Klasse» teil und werden so für das Leisten von Erster Hilfe motiviert.

Um ihr Anliegen – den Einsatz für die Erste Hilfe – bekanntzumachen, setzt Samariter Schweiz seit Beginn auf kommunikative Mittel.

Blick ins Sekretariat der ersten Geschäftsstelle in Olten

1888 wird ein periodisches Bulletin für die Samaritervereine eingeführt.

Ab 1948 gibt Samariter Schweiz eine eigene Verbandszeitschrift unter dem Namen «Samariter» heraus, 1964 folgt eine eigene, zweisprachige Verbandszeitung von Romandie und Tessin.

2005 wird das Buch «Erste Hilfe mit Globi« für Kinder der Unterstufe in Deutsch herausgegeben.

2014 lanciert Samariter Schweiz im Verbund mit den übrigen Rettungsorganisationen des SRK eine Erste-Hilfe-App.

2018 erscheint die Verbandszeitschrift erstmals einheitlich in deutscher, französischer und italienischer Sprache.

Heute

Das Magazin «Samariter» erscheint 4 x jährlich mit einer Auflage von rund 18 000 Exemplaren. Ab Mitte 2023 steht eine neue Version der Ersten-Hilfe-App in den App-Stores gratis zum Download zur Verfügung.

Wie für viele geschichtsträchtige Organisationen hat die Stadt Olten auch für Samariter Schweiz eine besondere Bedeutung.

1912 wird Olten zum Vorort (Vorsitz) von Samariter Schweiz bestimmt. Arnold Rauber aus Olten wird zum ersten Zentralpräsidenten gewählt.

1921 richtet Samariter Schweiz ein ständiges Sekretariat ein. Arnold Rauber übernimmt die Stelle eines hauptamtlichen Verbandssekretärs.

Erste Sitzung des Zentralvorstands im Eigenheim von Arnold Rauber in Olten

1937 wird an der Martin-Disteli-Strasse in Olten ein Haus für das Zentralsekretariat gebaut. Bund und Kanton subventionieren den Bau, Olten schenkt den Bauplatz.

Am 3. April 1938 wird das von den Architekten Schindler und Frey erstellte Gebäude feierlich eingeweiht. 1976 wird das Hauptgebäude des Zentralsekretariats durch einen Anbau erweitert.

Heute

Mittlerweile steht das Haus an der Martin-Disteli-Strasse unter Denkmalschutz. 2023 sind 39 Mitarbeitende in insgesamt 34 Vollzeitstellen in der Geschäftsstelle für Samariter Schweiz tätig. Sie sorgen im Hintergrund dafür, dass sich die Samariterinnen und Samariter vor Ort ganz auf ihr Engagement in der Ersten Hilfe konzentrieren können.

Kompetent Erste Hilfe zu leisten, ist mit finanziellen Aufwänden verbunden. So sind die Vereine bestrebt, ihre Ausrüstung stets auf einem aktuellen Stand zu halten. Gleiches gilt für die Aus- und Weiterbildung der Mitglieder: Wer regelmässig Einsätze leistet, ist verpflichtet, sich stets weiterzubilden und das erworbene Wissen in praktischen Übungen anzuwenden. Um all diese Kosten zu decken, sind die Vereine seit jeher auf weitere finanzielle Hilfe angewiesen.

1917 erhält Samariter Schweiz 3000 Franken von der Familie Dunant. Diese werden in einem Fonds verwaltet.

1958 vermacht die ehemalige Hilfslehrerin Frau Andrée Jaccoud-Piédallu Samariter Schweiz testamentarisch eine halbe Million Franken.

Ab 1985 ersetzt die «Samaritersammlung» die bisherige «Maisammlung», die jeweils mit dem SRK durchgeführt wurde. Die Samaritervereine sammeln schweizweit für den guten Zweck – damit ihr Angebot der Ersten Hilfe weiter erhalten bleibt.

Heute

Auch 2023 findet die alljährliche Samaritersammlung statt: Vom 28. August bis 9. September präsentieren sich Samaritervereine in der ganzen Schweiz in der Öffentlichkeit, geben Einblick in ihre Arbeit und sammeln Spenden für ihren Verein, um auch in Zukunft Erste Hilfe vor Ort leisten zu können.